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Body & Mind

Selfie-Dysmorphie oder die Gefahr digitaler Selbstoptimierung

Credit: Pexels

Im Zeitalter von sozialen Medien und allgegenwärtigen Smartphone-Kameras sind digitale Selbstporträts ein fester Bestandteil unseres Alltags. Während die meisten Menschen Selfies als harmlose Möglichkeit betrachten, Momente festzuhalten und ihre soziale Präsenz zu stärken, birgt diese Praxis auch eine Schattenseite. Selfie-Dysmorphie ist ein wachsendes psychologisches Phänomen, bei dem Menschen das Bedürfnis verspüren, ihr Aussehen digital zu verändern, um einem unerreichbaren Schönheitsideal zu entsprechen.

Was ist Selfie-Dysmorphie?

Die Selfie-Dysmorphie ist eine Form der sogenannten Körperdysmorphie-Störung (BDD oder Body Dismorphic Disorder), die sich speziell auf die Darstellung und Wahrnehmung des eigenen Aussehens in digitalen Medien konzentriert. Betroffene entwickeln eine fixierte Vorstellung davon, dass ihr Gesicht oder Körper gravierende Defizite aufweist, die in der Realität oft nicht vorhanden sind. Diese Wahrnehmung wird durch das ständige Betrachten und Bearbeiten ihrer Selfies verstärkt, um einem durch Filter und Bildbearbeitungsprogramme verzerrten Schönheitsideal näher zu kommen.

Ursachen des gestörten Selbstbildes

Die Ursachen für Selfie-Dysmorphie sind vielschichtig. Ein bedeutender Faktor ist der steigende soziale Druck, perfekte Bilder auf Instagram, Snapchat und Co. zu präsentieren. Die Plattformen dienen längst nicht mehr nur dem sozialen Austausch, sondern sind zugleich virtuelle Schauplätze für das Streben nach Anerkennung und Bestätigung geworden. Der Vergleich mit vermeintlich makellosen Schönheitsstandards und dem eigenen „optimierten” Ich in Filtern und Bearbeitungstools sind dadurch unausweichlich.

Die Auswirkungen von Selfie-Dysmorphie

Das Streben nach dem idealen digitalen Selbstbild kann verheerende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Betroffenen haben. Menschen mit Selfie-Dysmorphie geraten nicht selten in einen Teufelskreis aus Unsicherheit, Angst und Depression. Das ständige Vergleichen mit den scheinbar perfekten Bildern anderer und dem gefilterten Ich führt zu einem geringen Selbstwertgefühl und einer negativen Körperwahrnehmung. Die Folgen sind häufig soziale Isolation, Rückzug und eine Verschlechterung der mentalen Gesundheit.

Bewältigungsstrategien

Ein erster Schritt besteht darin, sich der unrealistischen Schönheitsstandards bewusst zu werden, die in den sozialen Medien propagiert werden. Es kann hilfreich sein, die Nutzung von Bildbearbeitungsprogrammen und Filtern zu reduzieren, um eine realistischere Wahrnehmung des eigenen Aussehens zu fördern.

Eine professionelle Therapie kann ebenfalls von großem Nutzen sein. Therapeut:innen, die auf körperdysmorphe Störungen spezialisiert sind, können dazu anleiten, negative Gedankenmuster zu identifizieren und alternative Denkansätze zu entwickeln. Außerdem ist es wichtig, sich bewusst mit der eigenen Selbstwahrnehmung auseinanderzusetzen und das Selbstwertgefühl auf anderen Aspekten des Lebens aufzubauen, die nicht ausschließlich vom Aussehen abhängig sind.

Fazit

Die Selfie-Dysmorphie ist ein besorgniserregendes Phänomen, das eine Generation prägt, die in einem ständigen Strom digitaler Selbstbilder gefangen ist. Die Überprüfung und Reflexion unserer Verbindung zur virtuellen Selbstverfremdung ist entscheidend, um die negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit zu mildern. Es liegt an uns, ein gesundes Maß an Selbstakzeptanz zu kultivieren und das Bewusstsein für die Unvollkommenheit von Schönheitsidealen in der digitalen Welt zu schärfen.

Von:
Tamara Draisbach
7. August 2023