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Body & Mind

Gutes Fett hat eine Farbe

Credit: Unsplash

“Fat Free” galt jahrelang als das Mass aller Dinge, für den Körper wie auch für Lebensmittel. Inzwischen schenken Studien dem Fett einen Imagewechsel. In der Nahrung avancierten etwa Omega-3-Fettsäuren zum Gesundheitsbooster – und auch beim Körperfett gibt es einen neuen “Good Guy”.

Studien aus aller Welt zeigen, dass bestimmte Fettgewebe in unserem Organismus für die Gesundheit eine wichtige Rolle spielen – und wie man sich dies zunutze machen kann. Denn: Unser Fettgewebe ist durch äußere Reize beeinflussbar und kann unter Umständen sogar beim Abnehmen helfen. Ein ganz bestimmtes Fett bekommt nun eine Paraderolle: das braune Fett.

Das, was wir mit mildem Blick „Hüftgold“ nennen oder genervt als „Speckrollen“ bezeichnen, ist das weiße Fett. Dieses befindet sich überwiegend in unserem Körper und schützt uns vor Verletzungen und Temperaturschwankungen. Nehmen wir mehr Kalorien auf, als verbrannt werden, sammelt sich das weiße Fett vor allem an Oberschenkeln, Bauch und Gesäß als „Reserve-Fett“. Doch da dieses in der modernen Welt nicht gebraucht wird, entsteht Übergewicht, welches auf Dauer Herz und Gefäße schädigen kann. Bei starker Gewichtszunahme deshalb unbedingt Body-Mass-Index wie auch Waist-to- Hip-Index berechnen, um herauszufinden, ob der Körperfettanteil zu hoch ist.

Das braune Fett aber, das Wissenschaftler jetzt verstärkt unter die Lupe nehmen, sieht nicht nur anders aus, es hat auch eine andere Funktion. Die Andersfarbigkeit entsteht dadurch, dass in den braunen Fettzellen mehr kleine Zellkraftwerke, die sogenannten Mitochondrien, vorhanden sind als in den weißen Fettzellen. Anders als das weiße Fett speichert es nicht die Fettsäuren, sondern die Mitochondrien wandeln Glukose und Fett in Körperwärme um. Unsere körpereigene Heizung sozusagen, die so Kalorien verbrennt. In unseren Babyjahren besitzen wir wesentlich mehr braunes Fett, da es uns als Säugling vor dem Auskühlen schützen soll. Je älter wir werden, desto mehr nimmt das braune Fett im Körper ab. Nur ein paar Gramm des braunen Fetts sind uns noch geblieben, zum Beispiel im Brust- und Nackenbereich, wobei manche Menschen mehr braunes Fett als andere besitzen. Mit einem speziellen Tomografie-Verfahren fanden die Experten heraus, dass schlanke Personen über viel aktives braunes Fett verfügen. Aber wie lässt sich braunes Fett aktivieren? Mit einem „thermogenen Lebensstil“ beispielsweise. Was nichts anderes bedeutet, als sich regelmäßig aus der eigenen Temperatur-Komfortzone zu bewegen, die Raumtemperatur zu Hause generell um drei bis vier Grad zu drosseln (zirka 19 Grad) und nach dem Warmduschen noch mal mit kühlem Wasser (zirka 14 Grad) nachzulegen. Auch Sport wandelt weißes Fettgewebe in braunes um, ein regelmäßiges Training sollte also fest im Wochenplan verankert sein.

Neben dem braunen und weißen Fett gibt es noch das beigefarbene. Jene Fettzellen verhalten sich zunächst wie weiße, können sich aber durch bestimmte Reize in gute, braune Fettzellen verwandeln. Energiespeicher- werden also Energieverbrenner-Zellen. Welchen Reiz es dafür braucht? Kälte! Eine Studie fand heraus, dass mit einer kurzen Zeit in der Kältekammer, bei minus 110 bis 150 Grad, zusätzliche stolze 200 Kilokalorien für die Wärmeproduktion verheizt werden können. Da nun ein täglicher Besuch in der Eissauna eher unrealistisch ist, forschen Wissenschaftler intensiv an weiteren Möglichkeiten zur künstlichen Aktivierung des braunen Fettes, etwa durch stimulierend wirkende Medikamente (Sympathomimetika). Gezeigt hat sich außerdem, dass nicht nur Kälte den Kalorienverbrauch erhöht, sondern auch bestimmte Nahrungsmittel das braune Fettgewebe pushen können. Es wird vermutet, dass verschiedene Pflanzenstoffe wie Sulforaphan (in Kohlgemüse), Capsaicin (in Chilis und Paprika), Resveratrol (in roten Trauben) die Umwandlung von weißem in braunes Fettgewebe fördern. Mit neuen Erkenntnissen ist zu rechnen – hoffentlich bald.

Von:
Julie Gorkow
26. August 2021