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Body & Mind

Das innere Feuer entfachen mit der Tummo-Meditation

Credit: Pexels

Bei den derzeitigen Außentemperaturen rund um den Gefrierpunkt sehnen wir uns mehr denn je nach einem wärmenden Feuer. Durch die spezielle Atem- und Visualisierungstechnik der Tummo-Meditation soll dies zumindest in unserem Inneren entfacht werden und uns die Kälte gänzlich vergessen lassen. eternal beauty erklärt, wie sie funktioniert. 

Was ist die Tummo-Meditation?

Mit der Tummo-Meditation aus dem tibetischen Vajrayana-Buddhismus soll die eigene Körpertemperatur erhöht werden können, um auch niedrigen Umgebungstemperaturen standhalten zu können — und das allein durch Atmung und Visualisierung. Es verwundert daher nicht, dass das Wort Tummo tibetisch für „inneres Feuer“ ist. Zusätzlich sollen körpereigene Heilkräfte freigesetzt und negative Gedanken losgelassen werden. 

Der Ursprung der Methode

Die Ursprünge dieser besonderen Meditationstechnik liegen vermutlich im 10. oder 11. Jahrhundert wo sie von tibetischen Mönchen kultiviert wurde. Der Meister Nāropa (1016–1100) soll der Erste gewesen sein, der sie erstmals schriftlich festgehalten hat. Zuvor wurde das Wissen um Tummo ausschließlich mündlich weitergegeben. Die tibetischen Mönche perfektionierten die Technik so sehr, dass sie für Stunden mit leichter Bekleidung im Schnee meditieren und ihre Körpertemperatur dabei um mehr als 12 Grad erhöhen konnten.

Positive Effekte auf Körper und Geist

Körperlich: Der größte Vorteil liegt sicherlich auf der Hand: Geübte Tummo-Praktizierende weisen eine viel größere Widerstandsfähigkeit gegen Kälte auf. Das innere Feuer wirkt sich außerdem positiv auf die Durchblutung, die Sauerstoffversorgung und die Abwehrkräfte aus. Der Körper ist weniger anfällig für Infektionskrankheiten und Entzündungen. 

Geistig: Die Visualisierungsübungen sollen die kognitiven Fähigkeiten verbessern, die Konzentration und Vorstellungskraft steigern und den Fokus auf positive Gedanken lenken. Die Freisetzung von Adrenalin und Glückshormonen lindert Stress und Ängste und sorgt für ein angenehm leichtes, beruhigtes Gefühl nach der Meditation. 

Forschung zur Tummo-Technik

Dass die Tummo-Meditation tatsächlich funktioniert, konnte inzwischen sogar wissenschaftlich nachgewiesen werden. Im Jahr 1982 stellten der US-Arzt Herbert Benson und sein Team eine Erhöhung der Körpertemperatur seiner Probanden um 8,3 Grad in Fingern und Zehen fest. 2013 führte ein Team um die Professorin Maria Kozhenikov Studien an buddhistischen Mönchen unter Einsatz einer funktionellen Magnetresonanztherapie durch. Dabei konnte gezeigt werden, dass die intensive Atmung während der Meditation die von der Wirbelsäule abstrahlende Wärme erhöht. Die sanftere Atmung dagegen soll für das Entstehen der inneren Wärme verantwortlich sein. Erklärungsansätze sind, dass das Gefühl der inneren Wärme durch eine Abkehr von äußeren Reizen und Ablenkungen bei gleichzeitiger verstärkter Wahrnehmung innerkörperlicher Vorgänge evoziert wird.

Und so funktioniert’s:

  1. Setzen Sie sich in eine bequeme Position, etwa in den Lotos- oder Schneidersitz. Der Rücken sollte dabei aufrecht sein. Schließen Sie dann Ihre Augen. 
  2. Visualisieren Sie Ihren Oberkörper als eine leere Vase. Stellen Sie sich vor, dass sich ab Ihrem Bauchnabel nur noch ein luftleerer Raum befindet. Konzentrieren Sie sich auf diesen hohlen Raum. 
  3. Nehmen Sie 15-20 tiefe Atemzüge — durch die Nase ein und den Mund aus — und zwar möglichst bewusst und kraftvoll. Zur Kontrolle können Sie eine Hand auf Ihren Bauch legen.
  4. Stellen Sie sich währenddessen vor, dass ein Feuerball sich in dem hohlen Bereich hinter Ihrem Nabel befindet. Immer wenn Sie einatmen, bekommt dieser Feuerball mehr und mehr Energie und wird beim Ausatmen weiter entfacht, sodass er sich mit jedem Atemzug erweitert und heißer wird. 
  5. Halten Sie nach dem letzten Einatmen für 5 Sekunden die Luft an und atmen Sie sie dann durch einen gespitzten Mund langsam aus. Visualisieren Sie dabei, wie der Feuerball in Ihnen explodiert und den ganzen Körper mit wohliger Wärme füllt. 
  6. Wiederholen Sie den Vorgang etwa 3 bis 5 Male. 

Das sollten Sie beachten

Tummo ist schon eher eine anspruchsvolle Meditationstechnik, die grundsätzlich eher etwas für Fortgeschrittene ist. Natürlich kann man sich auch als Anfänger an ihr versuchen, dann sollte man allerdings ein paar Dinge beachten und sich vorsichtig herantasten.

  • Setzen Sie sich nicht sofort der Kälte aus. Sie riskieren sonst eine Unterkühlung! Üben Sie Tummo vorerst eine Weile regelmäßig Zuhause, bevor Sie sich draußen erproben.
  • Bringen Sie Geduld mit. Es ist ja bekanntlich noch kein(e) Meister(in) vom Himmel gefallen. Die Tummo-Meditation wirklich zu beherrschen erfordert lange und konsequente Übung.
  • Tummo ist eine Herausforderung für den Körper und sollte bei Krankheit oder Schwangerschaft gänzlich vermieden werden.
  • Da die Methode das sympathische Nervensystem aktiviert und Adrenalin ins Blut abgegeben wird sollten Personen mit psychischen Problemen wie Angststörungen und Traumata ebenfalls keine Tummomeditation durchführen.
  • Vorsicht ist auch bei Bluthochdruck, Herz- und Atemwegserkrankungen geboten, da die Technik die Herz- und Atemfrequenz und den Blutdruck steigert. 

Tummo oder Wim-Hof?

Der niederländische Extremsportler Wim-Hof (auf diesem Bild beim Meditieren zu sehen) ist bekannt dafür, sich immer wieder extremer Kälte auszusetzen. 2011 stelle er den Weltrekord im Eisbaden auf, wofür er sich 1 Stunde, 52 Minuten und 42 Sekunden lang bis zum Hals in Eiswasser aufhielt. Um diese extremen Temperaturen aushalten zu können, hat er eine eigene Variation der Tummo-Meditation entwickelt. Seine Methode ist allerdings ein wenig reduzierter, damit sie schneller angewendet werden kann und legt den Fokus weg vom religiösen Ursprung hin zum mentalen Training, bei dem es darum geht, sich der eigenen Angst zu stellen und Extrembedingungen zu bewältigen. 

Von:
Tamara Draisbach
17. Februar 2023