Jetzt Flow Kit bestellen!
Body & Mind

Skychology — Wie der Blick nach oben unser Wohlbefinden verbessert

Credit: Unsplash

Wann haben Sie zuletzt innegehalten und ganz bewusst in den Himmel geschaut? Bei den meisten von uns mag das wohl schon eine ganze Weile her sein. Dabei zeigt die neue Forschungsrichtung „Skychology“, dass sich der Blick nach oben wirklich lohnt. eternal beauty berichtet über die positiven Effekte der Himmelsbeobachtung auf Körper und Psyche. 

Woher kommt Skychology?

Der Begründer des neuen Forschungsgebiets Skychology ist Lebensberater und Psychologe Paul Conway. Seine Organisation „Successful Humans” bietet Coaching für mehr Wohlbefinden im Sinne der positiven Psychologie. Conway ist schon seit seiner Kindheit vom Himmel fasziniert: Dessen Beobachtung vermittelte ihm Halt in schwierigen Zeiten und die Fähigkeit, besser mit Problemen umzugehen. Daraus erwuchs der Gedanke, ob der Blick in den Himmel nicht auch anderen Menschen helfen könnte. Während seines Masterstudiums begann Conway deshalb das Konzept der Skychology zu erforschen und der Frage auf den Grund zu gehen, wie der Blick in den Himmel sich auf unser Wohlbefinden auswirkt. Seine Studie „The extraordinary in the ordinary: Skychology“ untersuchte vorerst, was wir beim Schauen in den Himmel erleben. Dahinter steht die Theorie, dass Menschen physiologisch von diesem Blick nach oben profitieren können. Conway sagt, er habe auch eine einfach zu praktizierende Wohlfühlaktivität schaffen wollen, die Menschen rund um die Uhr und überall auf der Welt würden nutzen können. 

Positive Psychologie

Skychology ist eine Form der sogenannten positiven Psychologie. Im Unterschied zur traditionellen Psychologie, deren Fokus auf Ursachen, Symptomen und Heilverfahren psychischer Krankheiten liegt, untersucht sie, wie wir unsere Fähigkeiten und Potenziale zur Verbesserung der Lebensqualität einsetzen können. Charakterliche Stärken wie Humor, Bescheidenheit, soziale Intelligenz, Ehrlichkeit und Freundlichkeit bilden laut Conway den Rahmen der positiven Psychologie. Die Zielsetzung dieser psychologischen Strömung ist, Menschen zu einer optimistischeren Lebenseinstellung zu verhelfen, mit der sie ihr soziales und berufliches Leben verbessern können. Die häufig auch als „Wissenschaft des Glücks” bezeichnete Fachrichtung, die in den Neunzigern besonders populär wurde, verstärkte auch die Forschungsarbeit zum Zusammenhang zwischen dem menschlichen Wohlbefinden und seiner Verbindung zur Natur. 

Das Prinzip Ehrfurcht

Im Grunde ist das Phänomen hinter Skychology nicht unbedingt neu. Auch wenn es lange nicht erforscht wurde, ist das Gefühl doch ziemlich jedem bekannt: Wieviele von uns haben als Kinder stundenlang auf der Wiese gelegen und nach Fantasiefiguren in den Wolken gesucht, waren beim Camping fasziniert von der Schönheit des klaren Sternenhimmels oder erstaunt über die Farbenpracht, die die untergehende Sonne in den Himmel gezaubert hat? 

Die Emotion, die in diesen Momenten in uns ausgelöst wird, hängt mit dem Prinzip der Ehrfurcht zusammen, ein intensives Gefühl des Staunens und der Demut, wenn wir etwas anschauen, dass so groß und weit ist, dass wir es nur schwer begreifen können. In diesen Momenten fühlen wir uns klein und unbedeutend, erleben uns aber gleichzeitig als Teil des größeren Ganzen. Die Erfahrung macht uns bescheiden und rückt die Dinge in eine andere Perspektive. Das Empfinden von Ehrfurcht soll laut Wissenschaftlern Hilfsbereitschaft und Selbstlosigkeit fördern und zugleich antisoziale Verhaltensweisen wie Arroganz, Anspruchsdenken und Narzissmus entgegenwirken. 

So wirkt Ehrfurcht auf die Psyche

Die Wirkung von Ehrfurcht auf den Menschen ist inzwischen schon häufiger erforscht worden. Die Studien von Dacher Keltner, Psychologieprofessor an der UC Berkeley etwa zeigten, dass Ehrfurcht ein Glücksgefühl auslöst und die Zufriedenheit steigert. Eine andere Studie fand heraus, dass sich durch Ehrfurcht sogar die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung um knapp 30 Prozent lindern lassen. Das kommt daher, dass positive Emotionen und Hormone wie Oxytocin freigesetzt und Stresshormone abgebaut werden. Forscher fanden sogar einen Zusammenhang von Ehrfurcht und einem stabileren Immunsystem mit niedrigeren Entzündungswerten. Wer sich regelmäßig ehrfurchtgebietenden Aktivitäten aussetzt, bei dem sind Freundlichkeit, Geduld und Großzügigkeit laut einer Studie des Greater Good Science Centres besser ausgeprägt. 

Positive Effekte der Himmelsbeobachtung

Der Blick in den Himmel vermittelt ein Gefühl von Frieden und Gelassenheit. Die beruhigende Wirkung kann helfen, Ängste und Aggressionen zu lindern und die Achtsamkeit zu fördern. Man lernt, seine Umgebung intensiver wahrzunehmen und ihre Schönheit zu schätzen. Am wichtigsten aber: Die Weite des Himmels löst in uns das Gefühl von Ehrfurcht aus. Wir verspüren Demut und ein Gefühl von Klarheit und Perspektive. Die Verbindung mit der Welt um uns herum wird stärker, was uns erdet und lehrt in der Gegenwart zu sein. Zugleich lässt uns der Blick in den Himmel leichter das große Ganze erkennen, Probleme erscheinen vor diesem Hintergrund kleiner und unbedeutender. Neurowissenschaftlerin Dr. Elisabeth Philipps erklärt, dass das Beobachten der Wolken uns daran erinnert, dass alles sich konstant im Wandel befindet, auch unsere Gefühle und Stimmungen.

So praktizieren Sie Skychology:

Das Tolle ist, dass man Skychology zu jeder Tageszeit, bei jedem Wetter und überall praktizieren kann. Egal, wie der Himmel gerade aussieht. Mit einer neugierigen und offenen Haltung kann man immer etwas Besonderes entdecken. Paul Conway empfiehlt, sich jeden Tag Zeit zu nehmen, um in den Himmel zu blicken. 

Gehen Sie an einen Ort, an dem Sie den Himmel möglichst gut sehen können. Nehmen Sie eine bequeme Position ein. Atmen Sie ein paar Mal tief ein und nehmen wahr, was sie sehen können: Farben, Formen, Kontraste und Bewegungen. Lassen Sie Gedanken und Gefühle dabei einfach kommen und gehen. Achten Sie darauf, wie Sie sich fühlen und was das Beobachten in Ihnen auslöst. Empfohlen ist, die Aktivität mindestens 60 Sekunden lang auszuführen. Übrigens verliert die Praxis in den Himmel zu schauen ihren Effekt auch nicht mit der Häufigkeit. Sie können also so lange und so oft sie wollen von den positiven Wirkungen der Skychology profitieren. 

Von:
Tamara Draisbach
19. März 2024