Weniger Alkohol trinken, nicht mehr Rauchen oder auf Süßes verzichten – die Vorsätze fürs neue Jahr sind vielfältig. Immer beliebter wird auch die Saftkur, die den Körper entgiften soll. Wie sinnvoll eine Juice Cleanse wirklich ist und was es dabei zu beachten gibt, haben wir einen Experten gefragt.
Dr. Christian Merkel ist Ernährungsmediziner und Dermatologe am Münchner Haut- und Laserzentrum an der Oper. Mit ihm haben wir über das Thema Juice Cleanse gesprochen und die wichtigsten Fragen rund um die beliebte Art der Entgiftung geklärt.
JUICE CLEANSE: WAS SIE VORAB WISSEN SOLLTEN
Als Juice Cleanse bezeichnet man eine Fastenkur, bei der man für drei bis fünf Tage – je nach Kur – kaltgepresste Säfte, die reich an Vitaminen und Enzymen sind, anstelle von fester Nahrung zu sich nimmt. Entweder man presst die Säfte Zuhause selbst oder greift auf ein Set von etablierten Marken zurück. Wer erstmals eine Juice Cleanse machen möchte, kann aufgrund der großen Vielfalt an Anbietern und Säften schnell den Überblick verlieren.
Worauf sollte man bei der Auswahl einer Saftkur achten? „Wichtig ist, dass man nicht nur auf Obstsäfte setzt, da diese viel Fruchtzucker enthalten“, weiß unser Experte. „Meine Empfehlung ist deshalb eine Saftkur, die sich aus Obst und Gemüse zusammensetzt, wobei der Fokus mit etwa 60 bis 70 Prozent auf Gemüse liegen sollte“, erklärt er weiter.
WIE BEREITET MAN DEN KÖRPER RICHTIG VOR?
„Idealerweise stellt man die Ernährung bereits eine Woche vor der Saftkur leicht um, indem man auf Fleisch und Fisch verzichtet“, so Dr. Merkel. Außerdem solle der Alkohol-, Nikotin-, und Koffeinkonsum einige Tage vor der Kur bereits so weit wie möglich reduziert werden.
WIE SINNVOLL IST EINE SAFTKUR WIRKLICH?
Von einer klassischen Fastenkur, bei der man lediglich Gemüsebrühe, Tee und Wasser zu sich nimmt, hält unser Experte nichts. Denn: „Wenn man diese Art des Fastens betreibt, gerät der Körper in einen absoluten Mangelzustand. Anschließend kommt es fast immer zu einem Jo-Jo-Effekt, da der Körper, sobald man wieder Nahrung zu sich nimmt, alle Nährstoffe umso mehr aufnimmt“, erklärt der Ernährungsmediziner. „Es ist wichtig, dass man den Körper beim Fasten nicht komplett auf Null runterfährt, sondern ihn beispielsweise über Säfte mit Kalorien, Vitaminen und Spurenelementen versorgt“, so Dr. Merkel weiter.
Einige Obst- und Gemüsesorten punkten dabei mit besonders positiven Effekten: „Karotte, Apfel, Sellerie und Rote Bete helfen dabei die Leber zu reinigen und die Haut zu regenerieren. Karotten, die Beta-Karotine enthalten, sorgen außerdem für gesunde Nägel“, meint unser Experte. Wer den Detox-Effekt der Saftkur noch steigern wolle, kann sie durch Lymphdrainagen oder Massagen ergänzen.
3 MYTHEN RUND UM EINE SAFTKUR
Mythos #1: Mit einer Saftkur kann man schnell abnehmen.
„Bei Saftkuren verliert man nicht so stark an Gewicht, da man weiterhin Kalorien in Form von Gemüse und Früchten zu sich nimmt“, erklärt Dr. Merkel.
Mythos #2: Je länger die Saftkur dauert, desto besser.
„Idealerweise dauert eine Saftkur drei bis fünf Tage. Da Fette und Proteine in den Säften nicht ausreichend enthalten sind, rate ich von einer Kur die über fünf Tage hinaus geht ab“, so der Ernährungsmediziner.
Mythos #3: Nebenwirkungen sind ganz normal.
Sollte es bei der Saftkur zu Symptomen, wie starkem Durchfall oder sehr großer körperlicher Schwäche kommen, rät unser Experte zu einem vorzeitigen Abbruch der Juice Cleanse.
Nils Doose
2. Januar 2023