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Ernährung

Nutrigenetik: Wie gut man Kaffee oder Milch verträgt, kann an den Genen liegen

Credit: Stocksy

Wie der menschliche Körper die Nahrung aufnimmt und verdaut, hat sich seit Jahrtausenden nicht verändert. Die Evolution hat ein clever ausgetüfteltes Verwertungssystem für die Nahrung entwickelt, das sich von Mensch zu Mensch gleicht. Jedoch: Nicht jeder, der einen Apfel isst oder ein Glas Milch trinkt, verträgt dies genauso gut wie ein anderer. Ein Viertel der Deutschen leidet nach eigenen Angaben unter Unverträglichkeiten, die durch Nahrungsmittel hervorgerufen werden. Forscher haben ermittelt, dass unsere Gene Einfluss darauf haben, wie Nährstoffe verwertet werden. Sie nennen den Zusammenhang zwischen Ernährung, Nahrungsverwertung und Erbanlagen: Nutrigenetik.

Der Einfluss der Gene

Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehen in der Regel auf einen Enzymmangel bzw. Enzymdefekt oder eine verminderte Funktion sogenannter Transporteiweiße zurück und können erworben, aber auch angeboren sein. Nicht nur der Lebensstil, auch unsere Gene können also einen starken Einfluss auf unsere Ernährung haben bzw. darauf, ob wir etwas gut oder weniger gut vertragen. Dies erforscht die Nutrigenetik. Zigtausende von Genen besitzt ein Mensch – ganze 99,7 Prozent der Gene gleichen sich, 0,3 Prozent sind von Individuum zu Individuum verschieden. Dazu gehört ebenfalls die Verwertung von Nahrung und damit auch, was man gut oder gar nicht verträgt, oder ob man zu Übergewicht neigt oder nicht.

Milchkonsum

Ein Beispiel dafür, wie die Gene unsere Ernährung beeinträchtigen, ist die Laktose-Intoleranz. Aufgrund einer genetischen Verlangung bilden manche Menschen (etwa 16 Prozent der Deutschen) mit zunehmendem Alter immer weniger Laktase. Das Enzym hat die Aufgabe, den Milchzucker im Körper aufzuspalten. Bei Milchprodukten reagieren die Betroffenen unter anderem mit Bauchschmerzen, Übelkeit, Völlegefühl. Wer unter einer Laktose-Intoleranz leidet, der hat – anders als noch vor ein paar Jahren – heutzutage ein umfangreiches Angebot von laktosefreien Produkten. So können “Reizstoffe” umgangen werden. Für Menschen ohne ein solches Probleme bringen die gekennzeichneten, laktosefreien Lebensmittel übrigens keine Vorteile für die Gesundheit. Auch weltweit gibt es Unterschiede in der Ausbildung des Enzyms. Eine Intoleranz auf Milchzucker ist in Zentralafrika, Südostasien oder den Mittelmeerländern in der Regel sehr viel häufiger als in Nordeuropa. Wichtig: Eine Laktose-Intoleranz muss nicht immer genetisch bedingt sein, sie kann auch in Folge einer Krankheit, beispielsweise nach einer Darmerkrankung, auftreten. Ist die Erkrankung ausgeheilt und hat sich die Laktaseproduktion normalisiert, so kann auch wieder Milch ohne Beschwerden verzehrt werden.

Kaffeegenuss

Nutrigenetik spielt auch bei einem unserer Lieblingsgetränke eine Rolle. Denn wie viele Tassen Kaffee jemand täglich verträgt, kann in seinem Erbgut liegen. Wie gut der Körper mit Koffein klar kommt, das verantwortet der Stoffwechsel. Und hier sind maßgeblich zwei spezielle Gene (CYP1A2 und AHR) für die Verstoffwechselung des Koffeins zuständig. Fazit: Wer genetisch so veranlagt ist, dass bei ihm Koffein langsamer verstoffwechselt wird, der verträgt weniger Cappuccino bzw. Koffein. Menschen, bei denen der Koffein-Stoffwechsel rasant arbeitet – und das Erregungszentrum im Gehirn nicht sofort erreicht wird! – vertragen locker mehr Tassen Kaffee am Tag, ohne sich unwohl zu fühlen. Eine Laktose-Intoleranz sollte auch bei Kaffeekonsum berücksichtigt werden und für den Cappuccino oder Latte Macchiato eine entsprechende Milchalternative (etwa Soja-, Hafer- oder Mandelmilch) verwendet werden.

Von:
Julie Gorkow
18. November 2020