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Clean Meds: Innovation oder Marketing?

Credit: Pexels

Der „Free-From“-Trend erobert nun auch die Pharmaindustrie. Immer mehr Menschen wollen Medikationen, die frei von unnötigen Zusatzstoffen sind. Clean Meds gelten als Aushängeschild für die Szene – eternal beauty recherchiert, was dahintersteckt.

Medizin ohne Zusatzstoffe: Was so verlockend klingt, ist in der Umsetzung nicht ganz so einfach. Pillen und Kapseln sind mit sogenannten „inaktiven Inhaltsstoffen“ gefüllt. Dabei handelt es sich beispielsweise um Laktose, Fructose, Gluten oder Lebensmittelfarbe. Diese Hilfsstoffe geben den Medikamenten nicht nur ihre Form und Farbe, sondern erleichtern auch die Herstellung und steuern die Freisetzung des Wirkstoffs. Diese inaktive Wirkung summiert sich allerdings mit der Zeit, sodass Nebenwirkungen entstehen können. Besonders Allergiker:innen und Menschen mit Mehrfachmedikation sind davon betroffen. Clean Meds sollen als Alternative gelten, die frei von Zusätzen und Reizstoffen sind. Beliebt sind diese auch bei Patient:innen, die bewusst auf sich achten und aus medizinischen oder privaten Gründen auf bestimmte Stoffe verzichten wollen.

Ursprung der Clean Meds

Das neue Bewusstsein für Inhalts- und Zusatzstoffe wird durch den Boom eines amerikanischen Unternehmens namens Genexa unterstützt. Diese gelten derzeit als bekanntester Hersteller für die pflanzlichen oder nicht-medikamentösen Alternativen. Anstelle von künstlichen Füllstoffen setzen diese saubere Alternativen wie Agavenfasern, Reisextrakt, Maltodextrin oder Cellulose ein. Im Kontext des Unternehmens wird häufig auf eine Studie aus den USA verwiesen, die folgende Zahlen veröffentlicht hat: 

  • 55% der Medikamente enthalten Zucker
  • 45% der Medikamente enthalten Laktose
  • 30% der Medikamente enthalten Lebensmittelfarbe
  • 17% der Medikamente enthalten Gelatine

Zudem gewinnt der Clean Meds-Trend durch nachhaltige Aspekte an Relevanz und Beliebtheit. Durch umweltfreundliche Verpackungen, bedachte und nachhaltige Lieferketten sowie das Beachten des Arbeitsschutzes neigen immer mehr Konsument:innen zu den Clean Meds. Zudem bieten die Clean Meds vegane Alternativen an.

Wirkungsstoffe und Hilfsstoffe 

Ihre Hauptwirkung erhalten Medikamente durch ihre Wirkungsstoffe. Stabilisatoren, Lösungsvermittler, Konservierungsmittel, oder Lebensmittelfarbstoffe gelten lediglich als Hilfsstoffe. Auf dem Papier haben diese keinerlei Einfluss auf die Wirkung, doch die Praxis beweist das Gegenteil. Reaktionen auf die eigentlich inaktiven Stoffe zeigen sich in Form von Nebenwirkungen, wie allergischen Reaktionen oder Magen-Darm-Beschwerden. Bei den Clean Meds soll auf all diese Hilfsstoffe verzichtet werden, um Nebenwirkungen zu umgehen – ohne, dass die Wirkung leidet. Der Vorteil daran ist, dass tatsächlich weniger Nebenwirkungen auftreten und somit das Vetrauen in Medikamente allgemein wächst. Besonders zeigen sich die positiven Effekte für Patient:innen, die unter Mehrfachmedikation stehen.

Das Problem an dem Trend: Die pflanzlichen Stoffe sind nicht unbedingt weniger allergen als die ursprünglichen Hilfsstoffe. Zudem entstehen viele Allergien durch die Wirkstoffe der Medikation, weniger durch die Hilfsstoffe. Außerdem birgt der Clean Meds-Hype ähnliche Gefahren wie das Green-Washing: Statt echten Alternativen bieten die Unternehmen gutes Marketing. 

Tipp: Die App „whatsin my meds“ bietet eine kostenfreie Datenbank, in der 70.000 Präparate vertreten sind. Dort können Sie sich über die Inhaltsstoffe informieren und mithilfe von Filtern nach den Medikamenten suchen, die für Sie geeignet sind.

Von:
Online Redaktion
28. März 2023