Beim Kauf neuer Kosmetikprodukte sehen wir uns häufig mit einer langen Auflistung von Inhaltsstoffen auf der Packung konfrontiert, die dann auch noch kryptische und für uns völlig unverständliche Namen tragen. Das macht es schwer sicherzugehen, dass nichts unsere Haut berührt, was wir dort eigentlich lieber nicht haben möchten. Immer öfter begegnet uns im Zusammenhang mit problematischen Inhaltsstoffen der Begriff „Clean Beauty“. eternal beauty erklärt, was es mit diesem Trend auf sich hat.
Was heißt eigentlich „Clean Beauty“?
Clean Beauty, also „saubere Kosmetik“ zeichnet sich dadurch aus, dass sie auf Inhaltsstoffe verzichtet, die als potenziell schädlich, unverträglich oder bedenklich gelten. Das können Zutaten sein, die sich negativ auf die Gesundheit oder die Umwelt auswirken. Bei der Clean Beauty-Bewegung geht es auch um einen bewussteren Umgang mit Beautyprodukten, bei denen viel zu selten genau hingesehen wird.
Woher kommt die Bewegung?
Wie so viele Trends stammt auch Clean Beauty aus den USA. Das Konzept ist dort besonders beliebt, weil es kaum Richtlinien und Standards für kosmetische Inhaltsstoffe gibt und Vebraucher_innen sich mehr Transparenz und Sicherheit wünschen. Doch auch wenn Kosmetikprodukte in der EU strengeren Regelungen unterliegen, legen Konsument_innen auch hierzulande immer größeren Wert darauf, die Inhaltsstoffe ihrer Produkte genau zu kennen — und zu hinterfragen. Dort setzt Clean Beauty an.
Diese Inhaltsstoffe sind problematisch:
Silikone und Mikroplastik sind leider nicht die einzigen Übeltäter, wenn es um schädliche Kosmetik geht. Auf die folgenden Stoffe, sollten Sie beim nächsten Produktkauf ebenfalls verzichten, wenn Sie Clean Beauty praktizieren.
Aluminiumchlorid | Den schweißhemmenden Wirkstoff findet man häufig in Deodoranten und Antitranspiranten. Er soll das Brustkrebsrisiko erhöhen. |
Ethanolamin | Der Stoff soll den pH-Wert von Produkten stabilisieren, steht jedoch auch im Verruf, Allergien auszulösen und krebserregend zu sein. |
Formaldehyd | Formaldehyde, die hauptsächlich in Nagellack enthalten sind, sondern giftige Dämpfe ab, welche Schleimhäute und Augen reizen und krebserregend sein können. |
Halogenorganische Verbindungen | Chemische Verbindungen aus Chlor, Brom, Jod oder Fluor können Allergien auslösen und krebserregend sein. |
Hydrochinon | Hydrochinon wirkt aufhellend und wird deshalb gerne in Cremes gegen Pigmentstörungen verwendet. Es steht im Verdacht, entzündliche Hautkrankheiten wie Ekzeme und Dermatitis auszulösen. Darüber hinaus hat es im Versuch mit Zellen und Tieren DNA-schädigende Eigenschaften gezeigt. |
Mikroplastik | Was genau als Mikroplastik gilt, ist nicht konkret definiert. Meist handelt es sich dabei um Kunststoffteilchen, die weniger als 5mm groß sind. In Kosmetika sind sie für die Konsistenz verantwortlich oder werden als Peeling verwendet. Jährlich gelangen 977 Tonnen Mikroplastik aus Kosmetik in die Meere und schaden dort Meereslebewesen und -organismen. |
Mineralöle | Mineralöle, zu denen beispielsweise Paraffine zählen, sollen krebserregend sein und den Hormonhaushalt beeinflussen. In der Kosmetik stellen sie häufig die Basis einer Rezeptur dar und ersetzen hochwertige Fette. |
Oxybenzone/Octocrylene | Diese synthetischen UV-Blocker finden sich häufig in Sonnenschutzprodukten, über die sie beim Baden auch ins Meer gelangen. Dort verschmutzen die wasserunlöslichen Stoffe das Wasser und führen zu Korallenbleiche. Im menschlichen Körper sollen sie Veränderungen in den Eierstöcken und der Schilddrüsenhormone hervorrufen. |
Parabene | Sie gehören zu den Konservierungsstoffen in Kosmetika, haben jedoch östrogenartige Eigenschaften und könnten deshalb den Hormonhaushalt beeinträchtigen. |
Paraffine | Als Mineralölprodukt bilden Paraffine einen wasserundurchlässigen Film, der Feuchtigkeit einschließt und die Haut glättet. Dieser Effekt ist jedoch nur oberflächlich, denn Paraffine sollen die Haut tatsächlich austrocknen. |
Phtalate | Diese Weichmacher kommen über Kosmetika leicht in unseren Organismus und sollen dort Hormonstörungen auslösen sowie Leber und Niere schädigen. Es soll sogar einen Zusammenhang zwischen der Phtalatkonzentration im Körper und der Fruchtbarkeit geben. |
Polyethylenglykol | Auch als Abkürzung PEG bekannt, beeinflusst der Stoff die Konsistenz von Kosmetika. Er wird aus Erdöl gewonnen, ist schwer abbaubar und umweltschädlich. Darüber hinaus soll er Allergien auslösen. |
Silikone | Der Inhaltsstoff findet sich häufig in Haar- und Hautpflegeprodukten, wo er augenscheinlich glättend und polsternd wirkt. Silikone sollen jedoch einen Film auf der Haut hinterlassen, durch den die Nährstoffaufnahme verhindert wird und die Poren verstopfen. |
Sulfate | Sulfate sorgen dafür, dass Produkte schaumbildend sind. Sie können die Haut reizen und austrocknen. |
Synthetische Duftstoffe | Diese sorgen für den tollen Duft eines Produktes, sollen jedoch Allergien auslösen, die Haut reizen und Atemwegserkrankungen verschlimmern. |
Synthetische Glykole | Sie beeinflussen die Haltbarkeit von Produkten, da sie antimikrobiell wirken und binden Feuchtigkeit. Sie zählen wie Paraffine und PEG zu den Mineralölen. |
Toluol | Das Lösungsmittel in Haarfarben und Nagellack soll das Immunsystem stören. Es kann bei häufiger Anwendung außerdem Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel verursachen. |
Vor- und Nachteile von Clean Beauty
Leider ist die Bezeichnung Clean Beauty noch nicht geschützt oder einheitlich definiert. Auch unabhängige Siegel und Prüfstellen existieren nicht. Insofern können Hersteller mit dem Begriff werben, ohne an etwaige Richtlinien gebunden zu sein. Das heißt, dass die Bezeichnung auch keine Garantie dafür darstellt, dass ein Produkt frei von problematischen Inhaltsstoffe ist. Nur, weil beispielsweise „ohne Mikroplastik“ auf der Packung steht, heißt das nicht, dass keine anderen schädigenden Stoffe enthalten sind. Das bedeutet für Verbraucher:innen, dass sie auch diesem Begriff nicht blind vertrauen können, sondern beim Einkauf immer nochmal selbst überprüfen sollten, ob sich nicht doch unerwünschte Zutaten eingeschlichen haben.
Grundsätzlich aber ist das Clean Beauty-Konzept positiv zu bewerten. Es bringt jetzt bereits mit sich, dass sowohl Verbraucher:innen als auch Hersteller:innen verstärkt auf bedenkliche Inhaltsstoffe achten und sich besser informieren. Es bleibt zu hoffen, dass die Bewegung dazu führt, dass die Verwendung fragwürdiger Substanzen in Zukunft transparenter gemacht und deutlicher kommuniziert wird. Klare Richtlinien und seriöse Zertifizierungen würden den Clean Beauty-Gedanken noch einen entscheidenden Schritt weiterbringen.
Natur, bio, vegan, nachhaltig, tierversuchsfrei?
Auch wenn die Begriffe gerne im selben Atemzug genannt werden, ist Clean Beauty nicht gleichzusetzen mit Natur- oder Biokosmetik. Auch sind die Produkte nicht automatisch vegan und tierversuchsfrei — sie können aber all das sein. Hier nochmal zur Unterscheidung:
Naturkosmetik enthält Zutaten natürlicher Herkunft und die Inhaltsliste ist meistens überschaubar. Sie ist dadurch aber nicht automatisch vegan, denn auch tierische Stoffe sind in Naturkosmetik erlaubt. Bio-Kosmetik enthält nur natürliche Inhaltsstoffe aus biologischem Anbau, bei dem auf Pestizide, Antibiotika und dergleichen verzichtet wird. Vegane Kosmetik ist frei von Stoffen tierischen Ursprungs wie etwa Bienenwachs, Seidenprotein, Karmin oder Lanolin. Tierversuchsfreie Kosmetik wurde — wie der Name schon sagt — ohne Tierversuche hergestellt. Bei nachhaltiger Kosmetik geht es vorrangig darum, nachwachsende Rohstoffe zu verwenden, umweltschädliche Stoffe zu vermeiden und die Menge an Verpackungsmüll zu reduzieren.
Darauf können Sie achten
Bei all dem den Überblick zu behalten, kann für uns Konsument:innen schon eine ziemliche Herausforderung sein. Es lohnt sich jedoch, beim Kauf ganz genau hinzuschauen, sich vorher zu informieren und die Inhaltsstoffe zu recherchieren. Apps wie CodeCheck können dabei eine gute Hilfe sein. In Bezug auf vegane, tierversuchsfreie, biologische und nachhaltige Kosmetik können Sie sich auch bereits an offiziellen Siegeln orientieren.
Tamara Draisbach
25. März 2023