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Body & Mind

Chronobiologie – Die innere Uhr

Credit: Unsplash

Frühaufsteher oder Langschläfer? Unsere innere Uhr gibt den Rhythmus vor. Mit ihr beschäftigen sich die Schlafforschung und andere wissenschaftliche Disziplinen im Rahmen der Chronobiologie. Die Erkenntnisse aus diesem Feld sind höchst aufschlussreich und könnten unser Alltags- und Arbeitsleben zu flexibleren Modellen bewegen. eternal beauty informiert.

Was ist Chronobiologie?

Die Chronobiologie untersucht die biologischen Rhythmen, die verschiedene Vorgänge im Körper steuern. Jeder Mensch und jedes andere Lebewesen besitzt diese sogenannte innere Uhr, die ^1die körperlichen Funktionen innerhalb eines 24-Stunden-Tages koordiniert. Beeinflusst wird dieser „circadiane“ Rhythmus hauptsächlich über Licht und Dunkelheit, das bedeutet die innere Uhr folgt dem Sonnenauf- und Untergang. Sie steuert unter anderem die Ausschüttung von Hormonen wie dem Schlafhormon Melatonin, die Körpertemperatur, Blutdruck, Stoffwechsel und andere biochemische Prozesse im Organismus. 

Die Rolle der Genetik

Die innerlichen Rhythmen sind bei jedem Menschen etwas unterschiedlich. Wie diese funktionieren, bestimmt unser Chronotyp, der bereits in unseren Genen verankert ist. Einige Wissenschaftler glauben, dass die Chonotypen im Zuge der Evolution entstanden sind. Die Theorie, dass zu prähistorischen Zeiten nicht alle Mitglieder einer Gruppe gleichzeitig schliefen, sondern sich abwechselten, um Wache zu halten, klingt durchaus einleuchtend. Angeblich steht bereits im Mutterleib fest, welchem Chronotypen das Kind angehören wird. 

Eule, Lerche und Taube: Die Chronotypen

Bei den Chronotypen unterscheidet man zwischen denen, die morgens schon früh wach und leistungsfähig und dafür abends aber früher müde werden und denen, die lieber spät aufstehen und entsprechend spät in’s Bett gehen: Lerchen und Eulen. Diese Gruppen bilden die zwei äußeren Extrempole. Wer sich dazwischen befindet, wie etwa 80 Prozent der Bevölkerung, kann sich zu den Tauben zählen. Zwischen dem Biorhythmus von Lerchen und Eulen liegen laut neuerer Studien immerhin bis zu zwei Stunden Unterschied. Die individuellen Unterschiede in der Bevölkerung driften allerdings immer weiter auseinander, was vor allem unserem neuzeitlichen Lebensstil mit seinen artifiziellen Licht-Dunkel-Verhältnissen geschuldet ist. Übrigens: Der Schlafforscher Michael Breus hat die Chronotypen neu interpretiert und teilt sie statt in Eule, Lerche und Taube in Delfin, Bär, Löwe und Wolf ein. 

Innere Uhr vs. moderner Lebensstil

Unserer modernes Alltagsleben gibt ein striktes Modell vor, nach dem wir zur Schule gehen, arbeiten und schlafen müssen. Auf individuelle Chronotypen wird dabei keine Rücksicht genommen. Am ehesten profitieren Lerchen in diesem System, denn der Schul- und Arbeitsbeginn liegt hierzulande normalerweise in den frühen Morgenstunden. Ebenso haben Studien des Haller Schlafforschers Frank Tillmann gezeigt, dass Frühaufsteher durch ihren natürlichen Vorteil meist bessere Schulnoten haben als Langschläfer. 

Der soziale Jetlag

Aktuell arbeiten etwa 70 Prozent der Erwachsenen gegen ihren Chronotypen. Das bezeichnen Schlafforscher wie Till Ronneburg von der LMU München als „sozialen Jetlag“. Für unsere Gesundheit und unsere Leistung kann das erhebliche Folgen haben. Wer immer gegen seinen inneren Schlaf-Wach-Rhythmus agieren muss, ist weniger konzentriert, motiviert und produktiv. Dass das problematisch ist, prangern verschiedene Schlafforscher bereits an und legen Arbeitgebern nahe, die Arbeitszeiten flexibler zu gestalten. Ebenso wie Eulentypen früh morgens unausgeruht und unkonzentriert sind, können Lerchentypen spätabends weniger Leistung erbringen.

Die Lichtproblematik

Problematisch für die innere Uhr sind aber auch die modernen Lichtverhältnisse. Wir verbringen die meiste Zeit in geschlossenen Räumen mit zu geringer Lichteinstrahlung und setzen uns abends, wenn es eigentlich draußen dunkel ist, dem künstlichen blauen Licht von Fernseher und Handy aus. Dabei können die negativen gesundheitlichen Folgen eines Lebens gegen die innere Uhr enorm sein. Sie reichen von Schlafstörungen und Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychischen Krankheiten. Auch das Immunsystem ist weniger leistungsfähig. 

Kann man den eigenen Chronotypen verändern?

Da der Chronotyp genetisch bedingt ist, ist der Versuch ihn zu verändern leider so gut wie zwecklos. Auch Lichttherapie, Melatonin und Ausschlafen ändern daran nichts — das werden viele Eulentypen schon festgestellt haben, die versuchen sich früher schlafen zu legen, um morgens leichter wach zu werden. Auch chronobiologische Studien bestätigen das. Allerdings kann sich der Chronotyp im Laufe des Lebens im Zuge hormoneller Umstellungen etwas verschieben: Viele Teenager sind zum Beispiel eher Eulen und ältere Menschen werden wieder zu Lerchen. Auch deshalb steht der Schulbeginn um acht Uhr morgens in der Kritik von Schlafforschern. Dass die Gesellschaft flexiblere Modelle für unterschiedliche Chronotypen anbietet, kann jedoch noch einige Zeit dauern. Wir können höchstens versuchen, die Lichtverhältnisse um uns herum zu beeinflussen, das heißt tagsüber vom Sonnenlicht profitieren und abends künstliches Bildschirmlicht vermeiden. 

Von:
Tamara Draisbach
9. Februar 2023