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Wellness

Sauna: Rituale aus aller Welt

Credit: Pexels

In den kalten Wintermonaten zieht es uns wieder verstärkt in die heimischen Thermen zu einem entspannenden Saunagang. Auch andere Länder und Kulturen wollen dieses Wellnesserlebnis nicht missen. Sauna ist jedoch längst nicht gleich Sauna! Weltweit gibt es durchaus Unterschiede darin, wie ein Saunagang gestaltet sein soll sowie besondere kulturspezifische Rituale. eternal Beauty stellt Ihnen vier davon vor.

Finnland: Räucherduft und Birkenzweige

In Finnland ist das Saunieren tief in der Kultur verankert und sogar fester Bestandteil des alltäglichen Lebens. Fast jeder Haushalt hat daher auch eine eigene Privatsauna. Was die finnische Saunatradition von unserer unterscheidet ist nicht nur die Trennung nach Geschlechtern, vor allem in öffentlichen Saunen. Es gibt auch eine Reihe anderer Eigenheiten, die uns hier nicht unbedingt bekannt sind.

Statt ein Handtuch unterzulegen, setzt man sich hier etwa auf eine Laudeliina, ein kleines weiches Tüchlein, das aufs Holz gelegt wird. Wie auch in vielen anderen Saunakulturen üblich, wird in Finnland die Haut mit einem Birkenbündel, dem „Saunavasta“, abgeschlagen. Das sogenannte Quästen mit dem Birkenbündel fördert die Durchblutung der Haut. Traditionellerweise wird das Bündel ein bis zwei Stunden vor dem Saunagang in warmes Wasser gelegt, das wiederum als Aufguss dienen kann und die ätherischen Öle der Birke freisetzt.

Ein weiterer beliebter Aufguss ist „Terva“, was so viel wie Teer bedeutet. Tatsächlich besteht der Aufguss aus Kiefernteer und Torf und verbreitet einen wunderbar rauchigen Duft nach verbranntem Holz. Er imitiert den typischen Geruch der finnischen Rauchsaunen, von denen inzwischen nicht mehr so viele existieren. Um sich nach dem Saunieren abzukühlen, springen die Finnen gerne in einen der zahlreichen klaren Seen, die ihre Landschaft bietet. 

Übrigens: Anders als bei uns ist die Sauna vor allem auch ein Ort der Geselligkeit, in dem viel zusammen geredet und gelacht wird. Anschließend tragen sich die Saunagäste dann in das „Saunakirja“, eine Art Gästebuch ein. 

Lettland: Die heilende Kraft der Natur

Auch in Lettland hat die Sauna eine lange Tradition. Saunieren kennt man hier unter dem Namen „pirts“. Obwohl auch hier das Saunieren zum Alltag gehört, gibt es ein besonderes Ritual, welches nur ein paar Mal im Jahr unternommen wird. Das authentische lettische Saunaritual ist ein besonders spirituelles und sinnliches Erlebnis und wird von speziell ausgebildeten und zertifizierten „pirtnieks“, Ritualmeistern, durchgeführt.

So wie auch die lettische Kultur eng mit der Natur verbunden ist, profitiert das Ritual von der Wirkung wildwachsender Heilkräuter aus der Umgebung. Der pirtnieks stellt für das Ritual ein Bündel aus geeigneten Pflanzen zusammen. Das können neben der klassischen Birke auch Blätter von Haselnussbaum, Eiche, Linde und Wacholder sein. Auch die Sauna selbst wird vorher mit verschiedenen Blättern, Farnen und Zweigen dekoriert, auf die sich der Gast betten kann. Bei all dem geht es vor allem darum, Sorgen und Stress loszulassen und im Einklang mit der Natur zu sein. Dazu serviert der Saunameister vor und nach dem Ritual einen Kräutertee, etwa aus Minze oder Lindenblüte. Es folgt eine kurze Phase zum Entspannen und Aufwärmen in der typischen Nasssauna sowie eine Behandlung mit verschiedenen Peelings. Während der Hauptphase schlägt der Saunameister den Körper mit dem Bündel ab.

Bei der darauffolgenden Abkühlung in einem kalten Becken oder See hält der piertnieks den Gast so, dass er im Wasser schweben kann. Dann folgt eine sanfte Nachbehandlung der Haut, etwa mit Ton oder Honig. An diesem etwa drei bis fünfstündige Ritual kann man in Lettland in einem von hundert Gasthäusern teilnehmen. 

Mexiko: Selbstfindung im Temazcal

Ähnlich wie in Lettland ist das Saunaerlebnis auch in Mexiko ein spirituelles, das weniger den Wellnessgedanken als das emotionale Wachstum zum Ziel hat. Gleichzeitig sollen Körper und Geist gereinigt werden. Das sogenannte Temazcal ist ein meist kuppelförmiger, dunkler Bau mit einem schmalen Eingang. Es wird bereits auf die Zeit vor den Mayas und Azteken zurückgeführt. Für die Wärme und ätherische Aromen sind hier erhitzte Lehmziegel und Steine, die mit Heilkräutern bedeckt und mit Wasser übergossen werden, verantwortlich. 

Durchgeführt und überwacht wird die Zeremonie von einem Temazcalero oder einer Temazcalera. Vor dem Betreten des kleinen Kuppelbaus werden die Teilnehmenden mit Copalrauch gereinigt. Während der Zeremonie sitzt die Gruppe auf dem Boden, während ein Helfer des Temazcaleros einzeln Steine in die Mitte des Raumes trägt und sie mit Wasser übergießt. Dabei wird gemeinsam bei Kerzenlicht und Trommelklängen gesungen, meditiert und geschwitzt. Die vier Runden, in welche das Ritual aufgeteilt ist, haben verschiedene Motti wie etwa Dankbarkeit oder Vision und nach jeder Runde wird die Tür geöffnet. Dass Teilnehmer während des einstündigen Rituals emotional werden ist nicht ungewöhnlich, sondern Teil dieser Erfahrung. Schließlich sollen hier negative Energien und emotionaler Ballast losgelassen werden. 

Ägypten: Tiefenreinigung mit Rhassoul

Bei diesem altägyptischen Ritual, das bereits auf Kleopatras Zeiten zurückgeht, wird der Körper mit besonders nährstoffreicher Mineralerde gereinigt. Durchgeführt wird es in einem kleinen runden Raum mit höchstens 50 Grad Celsius und etwa 80 Prozent Luftfeuchtigkeit. Der ganze Körper wird in diesem Kräuterdampfbad mit warmem Schlamm eingerieben. Die spezielle Rhassoulerde besteht aus Mineralstoffen wie Kalzium, Magnesium, Silizium und Eisen und hat die Eigenschaft Fett, Schmutz und sogar Schwermetalle zu binden. So reinigt sie die Haut tiefenwirksam und peelt angenehm. Teilweise werden Handflächen und Fußsohlen zusätzlich mit Meersalz eingerieben. Nachdem man den Schlamm vom Körper abgewaschen hat, massiert man die Haut mit pflegenden Ölen. Bei der anschließenden Ruhephase werden Tee und orientalisches Gebäck gereicht. 

Von:
Tamara Draisbach
9. Januar 2023