Trends in der ästhetischen Medizin

Der Wunsch nach Veränderung scheint in Corona-Zeiten größer denn je. Trotzdem zeigen die Trends in Richtung Natürlichkeit. Dr. med. Caroline Kim ist Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie. In ihrer eigenen, modernen Praxis am ruhigen Bavariaring in München hat sie sich vor allem auf Lidstraffungen, Facelift, Faltenbehandlungen und Brustchirurgie spezialisiert. Im Interview mit eternal Beauty spricht sie über Natürlichkeit, schönheitsbewusste Männer und zeitlose Trends. 

Viele möchten inzwischen ihre Ecken und Kanten optimieren lassen, ohne dabei ihre Natürlichkeit zu verlieren. Woran liegt das? 

Social Media führt einem immer wieder negative Beispiele vor Augen, die zu unnatürlich oder zu stark verändert wirken. Es wird den Patienten natürlich auch zunehmend bewusst, dass zu viel Botox und zu viel Hyaluron auch negativ aussehen können. Und inzwischen kann man praktisch unbemerkt besser aussehen, ohne den Ausdruck zu verändern. Insofern wehren sich die meisten nicht mehr gegen das Altern an sich, sondern möchten viel mehr das Beste daraus machen. In meiner Praxis sind 99% der Patienten sehr realistisch und legen Wert auf ein natürliches Ergebnis. 

Wie hat sich die Behandlung mit Fillern entwickelt? 

Filler haben sich stark weiterentwickelt. Es existiert inzwischen eine riesige Palette an Fillern, vom Contouring bis zur feinsten Linie. Alleine bei Hyaluron gibt es heutzutage ein viel größeres Spektrum: in ganz visköser, stark vernetzter Form, um Volumen aufzubauen oder nicht so stark vernetzt, um nur feine Linien aufzufüllen. Auch die Patienten werden immer differenzierter und haben auch schon ihre eigenen Erfahrungen gemacht. Deshalb werden auch die Ergebnisse immer besser. 

Füllige Lippen gelten als sinnlich. Geht da nicht schnell die Natürlichkeit verloren? 

Vor allem junge Frauen möchten gerne ihre Lippen vergrößern, oft beeinflusst von Social Media oder ihren Vorbildern. Obwohl die Konturierung der gesamten Lippe schon etwas differenzierter ist. Hauptsächlich akzentuiert man heute das natürliche Lippenherz, anstatt die ganze Lippe aufzufüllen.  Auch bei Älteren sieht das gut aus, da die Oberlippe im Lauf des Lebens dünner, länger und schmaler wird und das Lippenvolumen einfach verloren geht. Das kann man dezent ausgleichen.  

Wie weit ist die Entwicklung der ästhetischen Medizin bei Männern? 

Männer aller Altersgruppen sind inzwischen ein ganz natürlicher Bestandteil unseres Patientenkollektivs. Ganz beliebte Behandlungen sind auch hier Botox und Filler, aber auch Lidstraffungen oder körperformende Eingriffe wie Liposuktionen. Männer sind in Eigeninitiative einfach schönheitsbewusster geworden und wollen auch vorbeugen.  

Steigen mit der Zahl der Anfragen auch die Qualitätsstandards in der ästhetischen Medizin? 

Ja, auf jeden Fall. Denn die Patienten sind viel kritischer geworden und die Hersteller von Fillern müssen dem nachkommen. Mehrmals im Jahr kommen außerdem neue Filler auf den Markt, damit steigt auch jedes Mal die Qualität. Das bedeutet aber zum Beispiel auch, dass die Beratung intensiver wird. Man muss die beste Lösung finden, wie man das Problem angeht.  

Gerade in Corona Zeiten stehen die Augen im Fokus. Macht sich das bemerkbar? 

Corona hat weltweit fast schon einen Boom in der plastischen Chirurgie ausgelöst, in dem Sinne, dass manche Gesichtsbereiche jetzt vielleicht wichtiger sind als andere, weil man eben nur noch die Augen sieht. Corona hat auch dazu geführt, dass Patienten die Zeit nutzen, um Veränderungen anzugehen. Zwar ist das Auge jetzt besonders exponiert, aber es war schon immer ein großes Thema, das jeden betrifft. Ganz einfach deswegen, weil dort die ersten Alterserscheinungen deutlich werden und das Auge das Erste ist, was wir sehen. Mit einer relativ kleinen OP, kann man da aber schon viel erreichen.  

Welche Trends sehen Sie auch in Zukunft als beständig, und welche Trends sind bald überholt? 

Beim Trend der Unterkieferkonturierung, der momentan ganz stark auch von den Herstellern propagiert wird, bin ich mir sicher, dass er wieder abklingen wird. Denn wenn man eine Linie versucht zu konturieren, kann das mit dem falschen Filler schnell unnatürlich aussehen. Nasen- und Profilkorrekturen sind schon länger im Trend. Die werden, denke ich, auch bleiben, da die Eingriffe gute Ergebnisse liefern und auch mit wenig invasiven Mitteln zu erreichen sind.