THE BALANCE RehabClinic ist ein exklusives Behandlungszentrum, das seinen vermögenden Kunden eine Kombination aus individuellen Therapielösungen und vollumfänglicher Betreuung bietet. Mit Standorten in Mallorca, London, Zürich und New York bildet THE BALANCE ein internationales Netzwerk von High-End-Reha-Einrichtungen. Sogar ein Rehab-Programm auf dem Wasser, besser gesagt auf Super-Yachten, ist inzwischen Teil des Angebotes. Hier zeigt sich, dass die Vision der Klinik über traditionelle Behandlungsansätze hinausgeht, indem sie unterschiedliche Therapiemethoden und ein luxuriöses Ambiente zu einem ganzheitlichen Ansatz verbindet. eternal Beauty sprach mit dem Gründer und Leiter der Kliniken Abdullah Boulad.
Wir leben in unsicheren Zeiten, die viele Menschen mental strapazieren. Konnten Sie innerhalb der letzten Jahren einen Anstieg bestimmter psychischer Erkrankungen beobachten?
Stress- und Burnoutsituationen treten vermehrt auf und damit auch der Missbrauch von Medikamenten, vor allem von Schlaftabletten oder Aufputschmitteln wie Kokain. Von allen Patienten, die auf uns zukommen, sind etwa 60 Prozent Suchtpatienten. Dabei ist Sucht aber nie ein Einzelthema, sondern viel eher das sichtbare Symptom einer zugrunde liegenden Depression, einer Angststörung oder eines Traumas.
Kommen oft Patienten zu Ihnen, die schon vieles ausprobiert haben und vielleicht in der Vergangenheit fehlbehandelt wurden?
Ja, sehr oft. Wir haben Patienten, die falsch diagnostiziert oder von zu vielen unterschiedlichen Inputs verwirrt wurden. Bei uns bekommen sie eine klare Aussage, wobei wir mit Diagnosen sehr zurückhaltend sind. Jede Diagnose ist auch eine Schubladisierung, und wenn ein Patient sich selbst schubladisiert, ist der Fokus verstellt. Dabei wissen wir heute aus der Forschung heraus, dass es ohnehin viel mehr ist, als eine einfache Diagnose. Es sind verschiedene Hirnaktivitäten und Verknüpfungen, vieles kommt auch vom Körper oder vom Darm her und alles ist viel komplexer als wir schubladisieren können.
Wie begegnen Sie der Stigmatisierung im Bereich von mentalen Krankheiten? Gibt es Kunden, die sich lange nicht getraut haben, sich an Sie zu wenden?
Ja, es ist leider immer noch sehr viel Scham mit im Spiel. Wenn Menschen etwa in eine Sucht rutschen, wozu allein 10-15 % bereits eine Veranlagung haben, wird das in unserer Gesellschaft, besonders im deutschsprachigen Raum, mit Schwäche assoziiert. Das ist es auch, was viele davon abhält, sich Hilfe zu suchen, insbesondere auch Menschen in hohen beruflichen Positionen oder Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, so wie unsere Kunden.
Wie schützen Sie die Anonymität ihres wohlhabenden Klientels?
Unsere Standorte sind sehr anonym und werden nicht nach außen kommuniziert. Außer den Therapeuten, weiß niemand, wo wir uns genau befinden. Intern können wir beispielsweise auch mit Synonymen arbeiten, um die Daten der Patienten zu schützen. Das kommt immer auf den Wunsch der einzelnen Person an. Mit den Super-Yachten haben wir nun eine weitere Möglichkeit, um absolute Privatsphäre und Abgeschiedenheit zu gewährleisten.
Wie sieht ein Aufenthalt in THE BALANCE typischerweise aus?
Die Kunden kommen in der Regel für vier bis sechs Wochen zu uns. Sie erhalten in den ersten Tagen verschiedene Anamnesen, psychiatrisch wie medizinisch, auf deren Basis wir ein individualisiertes Therapieprogramm erstellen. Denn normalerweise ist es so: Wenn jemand ein Problem hat, geht er zu einem Arzt, der zwar Spezialist auf einem bestimmten Gebiet, aber nicht multidisziplinär mit allen Themen vertraut ist. Unser Vorteil ist, dass wir mittlerweile etwa 80 Mitarbeiter aus verschiedensten Bereichen — psychiatrisch, psychotherapeutisch, medizinisch, holistisch — beschäftigen. Der Kunde bekommt also eine umfassende Betreuung, die unterschiedliche Spezialgebiete zu einem differenzierten Behandlungsansatz vereint. Untergebracht wird er in einer privaten Residenz mit einem persönlichen Manager. Dieser steht in kommunikativem Austausch mit dem Rest vom Team. Wir können dadurch intensiver und individueller auf die Bedürfnisse eingehen und jederzeit die passende Betreuung bieten. Sobald etwas ist, wird der Kontakt zum entsprechenden Spezialisten hergestellt, der dann eingreift.
Welche Behandlungsansätze verfolgen Sie? Welche innovativen Methoden kommen zum Einsatz?
Wir verfolgen einen evidenzbasierten, klinischen Ansatz. Besonders bei uns ist zum Beispiel die biochemische Restauration. Wir machen intensive Anamnesen der biochemischen Prozesse im Körper und erstellen auf dieser Basis individualisierte Infusionen. Zusätzlich können wir auch individuelle orale Mischungen aus Mineralstoffen und Vitaminen herstellen. Allerdings haben wir festgestellt, dass die hochdosierten Infusionen schneller und intensiver wirken als die oralen Lösungen.
Zudem bieten wir technologiebasierte Therapien, die sich in verschiedenen Bereichen bewährt haben. Einer dieser Bereiche betrifft Traumata, die sich im Körper manifestiert haben. Sehr häufig ist bei psychischen Problemen, egal, ob es sich um Alkoholsucht, Drogenmissbrauch, Depressionen oder Angstzustände handelt, ein Trauma oder eine posttraumatische Belastungsstörung mit im Spiel. Zur Traumabewältigung nutzen wir neben den Gesprächstherapien und den körperbasierten holistischen Therapien auch diese technologiebasierten Therapien. Eine Methode ist das „Sound and Safe Protocol“. Das ist eine speziell geführte Musiktherapie, bei welcher die Musik auf die Vagusnerven im Körper beruhigend und entspannend wirkt und so einen Ausgleich im Nervensystem herstellt.
Der Ansatz der Neuromodulation ist hingegen stärker hirnbasiert. Beim Neurofeedback zum Beispiel werden die Hirnströme des Patienten gemessen und dieses Signal wird wiederum an einen Screen weitergeleitet, der sich vor ihm befindet. Man lässt dann gewisse Programme auf dem Bildschirm ablaufen, wodurch das Gehirn lernt, neue Verknüpfungen aufzubauen. Das sind Methoden, die erforscht und klinisch geprüft sind und deren Vor- und Nachteile wir kennen. Diese Methoden werden in der Regel von verschiedenen einzelnen Therapeuten angeboten, wobei eigentlich das Zusammenspiel mit anderen, körperbasierten oder Gesprächstherapien entscheidend für die Wirksamkeit ist. Bei uns wissen die anderen Therapeuten genau, was der Kunde bekommt.
Das ist etwas, was THE BALANCE von anderen abhebt?
Ja, aber eben auch das individualisierte Angebot. Nicht jeder Kunde bekommt dasselbe. Wenn wir sehen, dass jemand von einer bestimmten Methode oder einem bestimmten Therapeuten profitiert, dann intensivieren wir das. Das ist nicht einfach ein Paket, was man kauft und das dann eben funktioniert oder nicht. Wir adjustieren das Therapieprogramm mit jedem Tag und jeder Woche.
Welche therapeutischen Angebote bieten Sie außerdem an?
Wir bieten Behandlungen wie Massagen und Akupunktur. Auch Yoga, Pferdetherapie, Kunsttherapie oder Tanztherapie ergänzen das Angebot. Wir machen gemeinsame Wanderungen in die Berge oder Ausflüge zum Strand, verbunden mit Achtsamkeitsübungen. Uns geht es darum, unseren Kunden das wiederzugeben, was sie verloren haben — die Freude in ihrem Leben.
Wie stellen Sie sicher, dass der Therapieerfolg nachhaltig bestehen bleibt?
Die Nachsorge ist ein fester Bestandteil der stationären Therapie von THE BALANCE. Das ist auch notwendig und sehr wichtig, denn der Zeitpunkt wenn unser Kunde zurück nach Hause geht, ist ein essenzieller Moment. Jetzt geht es darum, den neuen Ansatz in den eigenen Alltag zu implementieren. Wir haben mehrere Möglichkeiten zur Unterstützung dieses Prozesses. Wir können beispielsweise einen Therapeuten mit nach Hause schicken, der dabei hilft, sich wieder einzuleben oder wir bleiben regelmäßig über Videocall mit dem Kunden in Kontakt. Einige Kunden wünschen auch ein paar Monate nach der Behandlung nochmal eine Auffrischung, was ebenfalls sehr zu empfehlen ist.
Was würden Sie Menschen raten, die mit mentalen Problemen zu kämpfen haben?
Es ist enorm wichtig, einen Kontakt herzustellen und mit Leuten zu sprechen. Wenn man sich dazu selbst nicht in der Lage fühlt, kann man das beispielsweise auch anonym über eine Zweitperson tun. Wir empfehlen ganz klar, diesen Schritt zu wagen und ein Gespräch zu führen. Was man dagegen auf jeden Fall verhindern sollte, ist die Isolation. Man sollte auf Menschen zugehen und offen über seine Gefühle reden. Klar ist das schwierig, denn die wenigsten sprechen gern über ihre ehrlichen Gefühle, aber es ist unheimlich wichtig, diesen Schritt zu wagen. Auch wenn Familienmitglieder oder Freunde eines Betroffenen nicht weiterwissen, sollten sie sich Hilfe suchen, lernen, wie die Person richtig angegangen werden kann, was man sagen sollte und was nicht, welche Interventionen vielleicht gemacht werden können.
Tamara Draisbach
19. November 2023